Die Hochzeit im Sektor 9

Ankunft um 8 Uhr morgens zum very early Check-In im noblen 'Fortune Inn Hotel'. Den Tag haben wir verbummelt mit Waesche waschen, uns waschen und ausschlafen, Fotoalbum als Hochzeitsgeschenk basteln, Billiardspielen und haben zum ersten Mal den Braeutigam Julian getroffen. Zum Abendessen ging es nach Ahmedabad, wo ueberall die Bordsteine hochgeklappt waren. Stattdessen haben wir nur Polizei und Militaer angetroffen, da genau an dem Tag die Regionalwahlen im Staat Gujarat stattfanden. Die Taxifahrt zurueck glich einem Need4Speed-Rennen durch den Stadtverkehr inklusive dichtem Auffahren auf einen Polizeiwagen und Lichthupe fuer bereits mit Blaulicht fahrende Krankenwagen. Verkehr in Indien folgt eben anderen Regeln - anscheinend gar keinen ...

 

Am 18. Dezember war es dann soweit: Der erste Tag der Hochzeit! Er begann mit dem traditionellen Mehendi, bei dem alle Frauen die Haende kunstvoll mit Henna bemalt bekommen und waehrenddessen mit kleinen indischen Snacks gefuettert werden. Mit dabei waren auch Latikas Cousinen Gauri und Mukta, sowie Latikas Schwester Sanah. Unter all den schoenen indischen Gewaendern fielen wir (Katrin, Josi, Jones und Anselm) mit unserer bayrischen Tracht wie bunte Paradiesvoegel auf. Weiter ging es dann mit dem Sangeet, was soviel heisst wie 'Musik'! Ausser einem wilden Mix aus Bollywood-Top10 Songs und Muencher Wies'n Hits wurden auch Erinnerungsbilder aus Latikas indischer und Julians schwaebischer Kindheit gezeigt. Zweieinhalb Stunden laenger als im Protokoll vorgesehen tanzten beide Familien in die Nacht... Bestens betreut wurden wir vom sehr aufmerksamen Personal des Luftwaffenstuetzpunktes. Dadurch wurde auf wundersame Weise das erste Glas Wein nie leer. Besonders zu beachten war hier das Flaschenlabel 'For Defence Services Only'.

 

Am naechsten Morgen mussten wir uns erstmal gegen das Schaedelweh verteidigen und haben uns nur mit Muehe zum wunderbaren Fruehstuecksbuffet schleppen koennen. Um zwei Uhr ging es mit einem Special fuer die Maenner weiter: Heute bekam jeder zu seinem traditionellen indischen Gewand einen farbenfrohen Turban gewickelt. Waehrenddessen standen die Frauen vor dem Hotelzimmer, in dem die Saris gewickelt wurden, Schlange. Dann holte uns schon der Truppentransporter ab und brachte alle (wir waren die Hochzeitsgaeste von Julians Seite) zu unserem Treffpunkt mit dem Braeutigam. Vor Ort wartete schon eine ohrenbetaeubende indische Band mit Schlagwerk und quaekender Trompete. Der Braeutigam wartete auf einem weissen Ross, das bunt geschmueckt und mit blauen Blicklichtern ausgestattet war. In einer 20-minuetigen Tanzprozession zogen wir zum grossen gelben Stoffeingangstor des Hochzeitsplatzes. Dort wurden wir vom Vater der Braut mit gelben Marigold-Blumenketten empfangen. Dann schwebte die Braut in einer prachtvollen Hochzeitssaenfte, getragen von vier feschen indischen Burschen, heran. Ueberall wurden Blueten und Reis geworfen und die beiden unter den Hochzeitsbaldachin gefuehrt. Waehrend der zweieinhalb Stunden dauernden Hochzeitszeremonie unter freiem Himmel konnten alle 250 Gaeste um den Hochzeitsbaldachin herumlaufen und sich unterhalten. Latika und Julian mussten sich allerdings auf einen komplizierten Ablauf konzentrieren: zum Beispiel die Anbetung des heiligen Feuers, das in einem Kasten in der Mitte angezuendet wurde, die sieben heiligen Eheversprechen (bei jedem musste eine Runde um das Feuer geschritten werden) und die gemeinsame Betrachtung des Polarsterns. Passend zur leuchtend gelben Dekoration ging im Hintergrund die Sonne unter. Nachdem die beiden jetzt offiziell verheiratet waren, gab es den 'High Tea' und eine kurze Pause. Zum feierlichen Hochzeitsempfang im grossen Innenhof spielte eine Gurka-Dudelsackmilitaerkapelle aus Nepal und traditionelle Taenzerinnen balancierten Kruege auf ihren Koepfen. Mit mehr als einer Stunde Verspaetung erschien das Brautpaar, die Hochzeitstorte wurde angeschnitten, begleitet von einem etwas tieffliegenden Feuerwerk. Nacheinander kamen alle Hochzeitsgaeste in einer langen Prozession zum Brautpaar auf die Buehne und ueberbrachten Glueckwuensche und Geschenke. Zum Schluss ging es endlich zum ueppigen und wahnsinnig leckeren Buffet. Vollgefuttert wurden wir mit dem Bus zu unseren Hotelbetten gebracht.

Vielen Dank Latika und Julian fuer die Einladung. Diese beiden Tage waren fuer uns alle einmalig!

 

Am naechsten Tag loeste sich unsere Muenchner Gruppe langsam wieder auf. Wir besichtigten noch den Akshardham Tempel in Gandhinagar, verpackten unsere Dirndl und Lederhosen und schickten sie als Paket zurueck nach Deutschland. Nach einigen Irrwegen setzten wir uns in den Nachtbus nach Jaisalmer. Ueber holprige Landstrassen und vorbei an naechtlichen Diskoraststaetten ging es im bequemen Schlafabteil auf in Richtung Wueste Thar, nahe der pakistanischen Grenze.